76
weit von uns entfernt ist, stets vom Donner begleitet
ist» kommt daher, weil er die Luft mit einer unge-
heuren Schnelligkeit und Gewalt durchzuckt. Dadurch
wird natürlich die Luft selbst gewaltsam erschüttert
und auf Augenblicke aus ihrem Gleichgewichte gebracht.
Da nun aber die Luft ein fortwährendes Bestreben
aüßert, ihr zerstörtes Gleichgewicht wieder herzustellen:
so schlägt sie auch sogleich wieder gewaltsam zusam-
men, sobald der Blitz durch sie hindurch ist, und da-
durch entstehet das Krachen des Donners. Der Blitz
also, und nicht der Donner, vor welchem sich die
Menschen gewöhnlich fürchten, ist es, der Baüme zer-
schmettert, Haüser anbrennt und zerstört und oft Men-
schen und Thicre im Nu todt niederftreckt.
Da ferner der Blitz sich gewöhnlich die höchsten
Gegenstände, z. B. die Thurmspitzen, hohe Haüser
und Baüme zum Einschlagen ausersiehet: so ist'ö ge-
fährlich, unter solchen Gegenständen, oder auch nur
sehr nahe bei ihnen während schwerer Gewitter Schutz
zu suchen. Es ist daher rathsam, wenn uns ein Ge-
witter im Freien übereilt, uns lieber vom Regen
durchnäffen zu lasten, als daß wir, um dieß zu ver-
meide-!, unter einen, namentlich großen, Baum tre-
ten und so der Gefahr erschlagen zu werden uns
aussetzen. Auch gehet der Blitz nicht selten dem Luft-
zuge und dem Rauche nach, der aus Schornsteinen
aufsteigt, weßhalb man bei nahen heftigen Gewittern
das Feüer auf dem Heerde auslöschen und nicht zum
Fenster hinaus sehen, auch es nicht öffnen soll, damit
im Zimmer kein Luftzug entstehe; wohl aber ist's gut,
die Stubenthüre zu öffnen, damit, wenn der Blitz
doch unser Haus treffen sollte, Niemand durch den
heftigen Luftdruck, den er verursacht, und durch den
schwefetartigen Dampf, der gewöhnlich mit ihm ver-
bunden ist, im verschlossenen Zimmer erstickt werde.
Auch stelle man sich bei Gewittern nicht an eiserne
Üfen, .an metallette Klingelzüge, oder sonst wohin,
wo viel Metall ist, und entledige sich dessen überhaupt
so viel als möglich, da es, wie bereits bemerkt, ein
vorzüglicher Leiter der Electricität ist, den der Blitz am
liebsten sucht. Viele, die Sensen und Sicheln trugen,
find deßhalb vom Blitz getroffen worden. Unverstan-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
256
unter das Beil zu legen, nimmermehr aber, aus Men-
schenfurcht uns einer Versündigung gegen unfern
Herrn und Heiland schuldig zu machen, bei dessen
theürem Blute wir geschworen haben. — Sieh, mein
Sohn, das war nicht unverständiger und grundloser
Widerstand gegen eine heilsame neüe Einrichtung, son-
dern wohlbegründete Zurückweisung einer ungerechten
Zumuthung., Das sah der Kurfürst wohl ein; darum
sagte er auch nicht: Ihr müßt! sondern ritt hin zum
Weller, klopfte ihn auf die Schultern und sagte: Nicht
Kopf ab, Alter! solcher ehrlichen Leüte bedürfen wir
ferner. — In dem Kriege, von dem ich dir jetzt er-
zähle, wurde das Schießpulver, welches nach der ge-
wöhnlichen Erzählung der Freiburger Mönch Berthold
Schwarz hundert Jahre früher erfunden hatte, schon
reichlicher gebraucht, als im Hussitenkriege. Das gab
Einern Schützen Gelegenheit, dem Kriege ein Ende zu
wachen , freilich auf eine andere Art, als er es meinte.
Er trat einst zum Kurfürsten: Schaut, Kurfürstliche
Gnaden, wie Herr Herzog Wilhelm dort drüben im
Lager so nahe schreitet, daß wir hier fast seine Sporen
klingen hören! Den wollt' ich mit meiner Donner-
büchse wohl erreichen. — Du^ hegst sündliche Gedan-
ken! — Ja, wenn ich Meüchelmord beabsichtigte!
Aber Herzog Wilhelm weiß gar wohl, daß hier seine
Freünde nicht lagern. — Schieß, wohin du willst —
nur-meinen Bruder nicht! — Gott weiß es, daß ich
eürem Herren Bruder das Leben gar wohl gönnete!
aber es ärgert mich, daß er Ew. Kurfürstl. Gnaden
durch seinen Eigensinn das Leben so sauer macht —
und — Herr — ich bin ein alter Krieger, habe, Gott
vergebe mirs, schon manchem Husstten das Lebenslicht
ausgeblasen; aber wenn ich mich daran erinnere, daß
neülich mein Schwiegersohn da drüben in Herzog Wil-
helms Lager mich beinahe weggeputzt hätte; daß ich
alle Tage in den Fall kommen kann, Ihm dasselbe zu
thun; daß Manchem vielleicht schon Ähnliches begeg-
net ist: da will mir doch das Herz vor die Fmße fal-
len. Schaut, Herr, da liegt meine Donnerbüchse auf
der Gabel; die Lunte daran, angeblafen, und es ist
geschehen! — Schweig, Bursche! herunter die Büchse!
und fort mit dir! Die Strafe will ich dir schenken! —
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Weller Berthold
Schwarz Herzog_Wilhelm Wilhelm Wilhelm
290
hende Licht dieser ungeheuern Feuermasse, das sich stark an der
Oberfläche des Meeres wiederspiegelte, war zu lebhaft, als dass
das Auge dasselbe lange hätte aushalten können. Diese unge-
heuern Lavaströme vereinigten sich zu einem breiten Flusse und
flössen fast wagerecht über eine Meile weit an den Bergen hin;
die untern Krater sowohl, als der des Gipfels, standen zu gleicher
Zeit im Feuer und schleuderten zu einer ungeheuern Höhe feste
Körper in die Luft. — Um Mitternacht wurden die Erschütte-
rungen des Vulcanes noch wüthender und waren von einem Don-
ner, wie dem des fürchterlichsten Ungewitters, begleitet, welcher
ununterbrochen fast zwei Stunden anhielt. Das Meer schlug zwar
keine Sturmwellen, aber sein Gewässer schwoll zu wiederholten
Malen längs des Hafendammes an. — Den 16. Juni um 1 Uhr
Nachts hielten die Einwohner, von Entsetzen erfüllt, von Kirch-
spiel zu Kirchspiel feierliche Umgänge. Sie waren als Büssende
gekleidet, trugen Kreuze und flehten den Schulz des Himmels an.
— Gegen 3 Uhr Morgens nahm das Getöse, das aus dem Mittel-
punkte des Berges kam, auf eine fürchterliche Weise zu. Dies
rührte davon her, dass ein Theil vom Gipfel des Berges in die
brennenden Höhlungen desselben hineinstürzte. Breite Stücken
Erdreich und ungeheure Felsblöcke wurden durch den schreck-
lichen Aufruhr des brennenden flüssigen Stoffes zurück und mit
Gewalt aus dem Krater geschleudert, rollten mit grossem Getöse
in die Ebene hinab und richteten in zwei benachbaren Städten
beträchtlichen Schaden an. Um die nämliche Zeit schwoll der
Fluss von brennender Lava, der an dem Berge hinabströmte, der-
gestalt an, dass er aus seinen Ufern trat und sich in einen Ab-
grund stürzte. Hier bildete er einen Fall, von einer halben ita-
lienischen Meile in der Breite und riss in seinem Laufe die Kir-
chen, Klöster, Landhäuser und was ihm auf seinem Wege vor-
kam, nieder und mit sich fort. Nachdem er einen grossen, herr-
lichen Landstrich verwüstet hatte, zerstörte er auch die schöne
und reiche Stadt Torre del Greco, die 18000 Einwohner und eine
Menge schöner Gebäude enthielt, von Grund aus. Hierauf setzte
er seinen Lauf bis an’s Gestade fort, fiel mit einem grässlichen
Zischen in’s Meer und bildete in demselben eine Halbinsel. In
diesem Augenblicke hob das Meer sich empor und schlug an die
Mauern des Hafendammes. — Gegen 4 Uhr liess das Brüllen des
Berges nach, und die Lava schien nicht mehr zu Hiessen. Wäh-
rend dieser Zwischenzeit schossen aus dem Berge Blitze in man-
cherlei Schlängelungen und von einem wunderbaren Glanze. Al-
lein sie waren nicht mehr sichtbar, sobald der Vulcan von neuem
anfing, die flüssige Materie auszuwerfen, die in seinem Schoosse
kochte. Um 4 Uhr vernahm man wieder den unterirdischen Don-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
410
welcher vielmehr nach einem fast verdienstlosen Florentiner. Amerigo Bespuci,
4>er behauptete, zuerst das Festland entdeckt zu haben, Amerika genannt wurde.
Die neuere Zeit suchte diese Unbill etwas zu vergüten, indem eine Republik
des südlichen Amerika's und der Hauptbezirk der Bereinigten Staaten Nord»
omerika's sich den Namen Columbia beilegten.
Mag der Staub der Edlen modern,
Die dem Kampf für's Rechte sich geweiht:
Ihres Ruhmes Flammenzüge lodern
In dem Tempel der Unsterblichkeit!
40. Die Schlachten bei Breitenfeld am 7. September
1031 und am 2. November 1042.
Schon die große, weite Fläche, die nur sanft wellenförmig durch kaum
merkbare Höhenzüge, einiges Gehölz, einige kleine Flüsse und mehre Dörfer
durchschnitten wird, begünstigt eine freie Entwickelung der Strcitkräfte; wich-
tiger noch ist die Lage Leipzigs und die Stadt selbst in politisch-strategischer
Hinsicht. — Während des dreißigjährigen Krieges hatte Gustav Adolph, Kö-
nig von Schweden, durch die schwankenden langen Unterhandlungen mit dem
Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen hingehalten, seit dem Falle Magde-
burgs sich genöthigt gesehen, in dem festen Lager bei Werben (n. v. Magde-
burg u. I. a. d. Elbe) der Macht Tilly's gegenüber stehen zu bleiben. Erst
vom 1. September 1631 an, als er mit Sachsen ein Bündniß geschlossen hatte,
war ihm ungehemmtere Wirksamkeit gestattet. Sofort Ueß er sein Heer bei
Wittenberg und Dessau über die Elbe gehen, vereinigte sich bei Düben mit
sächsischen Truppen und gedachte nun, wie Kaiserlichen irgendwo zur Schlacht
zu bringen. Diese waren ihm parallel gefolgt, hatten ain 6. Sept. Leipzig
genommen und zwischen Möckern ^nd Eutritzsch ein Lager bezogen. Tilly
zeigte sich sogar geneigt, als er den Anmarsch seiner Gegner sah, eine feste
Stellung hinter Leipzig zu nehmen und Verstärkung von Erfurt an sich zu
ziehen. In einem Kriegsrathe, der in der Wohnung des Todtengräbers vor
dem grimmaischen Thore gehalten wurde, bestimmte jedoch der kühne, raschere
Pappenheim den greisen, bedächtigen Feldherrn zum Angriff. Nun ließ Tilly
sein Heer sogleich den Schweden entgegengehen, so daß der rechte Flügel das
Dorf Seehausen zum Antehnnngspunkte bekam, der linke aber durch eine
Schwenkung sich bis nach Brcitenfeld erstreckte. Die Höhen von Wiederitzsch,
mit Geschütz besetzt, deckten den Mittelpunkt der Stellung, an welchem die
Straße von Delitzsch nach Leipzig vorübersührt. Parallel mit dem linken
Flügel lief die Straße nach Halle, bei Seehausen die dübener Straße hin.
Der Loberbach, der sich damals durch sumpfige Wiesen wand, schied die feind-
lichen Parteien. Gustav Adolph versuchte schon am 6. Sept. Abends ihn bei
Schölkau zu überschreiten; aber Pappenheims schwere Reiterei trieb jedesmal
den schwedischen Vortrab zurück, und der Übergang konnte erst am 7. Sept.
früh mit vereinter Kraft durchgesetzt werden. Indem sich nun in der Ebene,
nach Podelwitz und Göbschelwitz zu die schwedisch-sächsischen Massen zu entfal-
ten begannen, warf sich Pappenheim den Schweden, welche die rechte Colonne
bildeten, ungestüm entgegen, wurde aber zurückgetrieben. Er zog sich fechtend
durch Podelwitz, das er in Brand gesteckt; 6000 Mann Fußvolk vom linken
Flügel rückten ihm zur Unterstützung heran. Sobald es sich zeigte, öffneten
die schwedischen Dragoner, welche Podelwitz auf beiden Seiten umgangen
hatten, ihr Geschwader und gaben den hinter ihnen gestellten Musketieren
Raum, ein wirksames Feuer gegen die kaiserlichen Kürassiere zu richten, die
nun auf der Straße nach Halle davonjagten. Während ein Theil der Ban-
ner'schen Dragoner die Fliehenden verfolgte, hieb der andere Theil auf das
nun schutzlos dastehende kaiserliche Fußvolk ein und überwältigte es. So war
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Amerigo_Bespuci Gustav_Adolph Gustav Johann_Georg_I._von_Sachsen Johann Tilly Tilly Gustav_Adolph Gustav Pappenheim
411
Tilly's linker Flügel geschlagen, ohne daß die E-chlacht dadurch eine nachthei-
lige Wendung für ihn nahm. Auch schien derselbe das Gefecht bei Podelwitz
überhaupt mehr als eine Nebensache zu betrachten und ließ, ohne Pappen-
heim's Flucht zu ahnen, unterdeß seinen rechten Flügel vorgehen und die
Sachsen angreifen. Diese hielten jedoch, einige Regimenter ausgenommen,
kaum den ersten Schuß aus und suchten in wilder Eile die Straße nach Ei-
lenburg zu gewinnen. Da sie den linken Flügel gebildet hatten, so konnte,
die beträchtliche Verminderung der Streitkräfte abgerechnet, dieser Umstand
leicht die gänzliche Niederlage der Schweden nach sich ziehen. Allein Gustav
Adolph hatte die Möglichkeit eines solchen Ereignisses in seine Berechnungen
aufgenommen; er entsendete aus der Mitte, was entbehrlich war, rasch nach
dem bedrohten Punkte, wo Gustav Horn bereits mit den Schweden einen
Haken bildete, wodurch ein Aufrollen oder Umgehen der Linie verhindert
wurde. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich die Überlegenheit der beweglichern,
zweckmäßiger eingerichteten und besser geübten schwedischen Bataillone und
ihres geschickter» Feuers, welches in Verbindung mit den leichten, ledernen
Kanonen den unbehülflichen kaiserlichen Truppen äußerst verderblich wurde.
Vergebens stürmten Tilly's zahlreiche Schaaren gegen den schwedischen Haken;
der Kampf war hartnäckig, entschied aber nichts. Dagegen gewann Banner
auf dem rechten Flügel immer mehr Boden, nahm die Höhen von Wiederitzsch
und die kaiserliche Hauptbatterie kam der Stellung der Kaiserlichen in den
Rücken und trieb ihre sich immer dichter verwirrenden Massen vor sich her in
das Gehölz, welches rechts von Wiederitzsch, gegen die dübener Straße zu,
liegt. H^rdurch wurde es dem schwedischen Mittelpunkte und linken Flügel
leichter, ebenfalls nachzurücken, und so wüthete der Kampf bei jenem Gehölz
am einbrechenden Abende noch eine Zeit lang. 6000 Wallonen, in keiner
Schlacht besiegt, wollten sich nicht ergeben, sondern lieber fallen. Tilly selbst
ward .halb bewußtlos von seinen Getreuen aus der Schlacht gerettet. Ein
schwedischer Rittmeister, der lange Fritz genannt, hätte ihn beinahe noch auf
dem Wege nach Halle gefangen genommen. Nach Leipzig floh jetzt, was das
Schwert der Schweden verschonte. Vier Stunden hatte die eigentliche Schlacht
gewährt; von Tilly's Heer, 35 bis 40000 Mann stark, waren 8000 geblieben,
3000 gefangen. Die Furcht vor seiner Unbesiegbarkeit und alle Früchte sei-
ner frühern Siege waren dahin. Dem Protestantismus im nördlichen Deu sch-
land war nun die Fortdauer gesichert, und der Weg nach München und Wien
geöffnet. Das schwedische Heer zählte kaum 26000 Streiter, wovon 6—7000
größtentheils neugeworbene sächsische Kriegsvölker, unter einem Anführer ohne
Erfahrung, zu Anfange des Gefechtes wichen. Gustav Adolph's Feldherrn-
talent, die Gewandtheit und der ritterliche Muth seiner Truppen errangen den
Sieg gegen die Übermacht. Die Gestalt des Schlachtfeldes bei Brcitenfeld hat
sich seitdem^im Wesentlichen wenig verändert; eine Menge Hügel, unter wel-
chen, der Sage der Landsleute nach, die Gebeine der Gebliebenen ruhen, deu-
ten den Umriß an, und man kann sich leicht die Hauptbewegungen der Schlacht
vergegenwärtigen. —
Elf Jahre später, am 2. Nov. 1642, schlug bei Leipzig Torstenson die
kaiserlich-sächsischen Truppen unter dem Erzherzoge Leopold Wilhelm u. Picco-
lomini. Beide Theile hatten den ganzen Sommer über in Schlesien gegen
einander gestanden, wurden aber endlich wegen Mangels an Unterhalt ge-
nöthigt, das Land zu räumen. Die Schweden zogen sich nach Sachsen, um
Winterquartiere zu suchen, und langten am 16. Octbr. vor Leipzig an, welches
sogleich belagert wurde. Die kais.-sächs. Truppen waren in einem Parallel-
marsche gefolgt, konnten jedoch erst am 21. Octbr. über Wurzen zum Ent-
sätze Leipzigs anlangen, wo Torstenson bereits einen Sturm gegen das Schloß
unternommen und eine tüchtige Bresche hatte legen lassen. Als er bemerkte.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Gustav
Adolph Gustav Gustav Horn Gustav Tilly Fritz Gustav_Adolph's Gustav Leopold_Wilhelm Leopold Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Schweden Leipzig Schweden Wien Brcitenfeld Sachsen Leipzigs
412
jcine Gegner ihn im Rucken bedrohten, hob er zwar dis Belagerung auf,
und begnügte sich, die Stadt blokirt zu halten, zog aber am 23. Octbr. (alten
Stils) seine Truppen zum Gerberthore hinaus und griff die Kaiserlichen bei
Wiederitzsch plötzlich so ungestüm an, daß ihr linker Flügel trotz aller An-
strengungen ihres Anführers auseinanderstob, und bald ihre ganze Linie auf-
gerollt wurde. In 3 Stunden war das Tressen bei Breitenfeld entschieden,
und das kaiserliche Geschütz und Gepäck erobert. Die Belagerung begann auf
das Nachdrücklichste, und 3 Wochen später fiel Leipzig in der Schweden Gewalt.
41. Der Überfall bei Hvchkirch (1758).
Es war am 13. October 1758 in der Nacht, als alle Colonnen der öster-
reichischen Armee ihr Lager verließen, um die Preußen zu überfallen. Bei
dem Vortrabe befanden sich freiwillige Grenadiere, die hinter den Kürassieren
aufsaßen, vor dem preußischen Lager aber von den Pferden sprangen, sich in
Haufen formirten und so vorwärts drangen. Die Zelte blieben im öster-
reichischen Lager stehen und die gewöhnlichen Wachtfeuer wurden sorgfältig
unterhalten. Eine Menge Arbeiter mußten die ganze Nacht durch Bäume zu
einem Verhau fällen, wobei sie sangen und einander zuriefen. Durch dieses
Getöse wollten sie die preußischen Vorposten hindern, den Marsch der Truppen
wahrzunehmen. Die wachsamen preußischen Husaren aber entdeckten doch die
Bewegung des Feindes und gaben dem Könige sogleich Nachricht davon. An-
fangs bezweifelte er die Bewegung selbst; da aber wiederholte Berichte solche
bestätigten: so vermuthete er jedoch andere Ursachen derselben, nur keinen
förmlichen Angriff. Seidlitz und Ziethen befanden sich eben beim Könige und
erschöpften ihre Beredtsamkeit, seine Zweifel in diesen bedenklichen Augenblicken
zu bekämpfen. Endlich brachten sie es auch dahin, daß Befehle an einige
Brigaden geschickt wurden, aufzustehen, wobei mehre Regimenter Cavallerie
ihre Pferde satteln mußten. Dieser Befehl wurde aber gegen Morgen wieder
aufgehoben, und der jetzt unbesorgte Soldat überließ sich dem Schlafe ohne
alles Bedenken. — Der Tag war noch nicht angebrochen, und es schlug im
Dorfe Hochkirch 5 Uhr, als der Feind vor dem Lager erschien. Es kamen
ganze Haufen auserwühlter Soldaten zu den preußischen Vorposten und mel-
deten sich als Überläufer. Ihre Anzahl wuchs so schnell und stark, daß sie
bald Vorposten und Feldwachen überwältigen konnten. Die österreichische Armee
rückte kolonnenweise von allen Seiten in das preußische Lager ein. Viele
Regimenter der königlichen Armee wurden erst durch ihre eigenen Kanonen-
kugeln vom Schlafe aufgeschreckt; denn die anrückenden Feinde, die größten-
theils ihr Geschütz zurückgelassen hatten, fanden auf den schnell eroberten Feld-
wachen und Batterien Kanonen und Munition, und mit diesen feuerten sie
in's Lager der Preußen.
Nie befand sich ein Heer braver Truppen in einer so schrecklichen Lage,
wie die unter dem Schutze Friedrichs sorglos schlafenden Preußen, die nun
auf einmal im Innersten ihres Lagers von einem mächtigen Feinde ange-
griffen und durch Feuer und Stahl zum Todesschlase geweckt wurden. Es
war Nacht und die Perwirrung über allen Ausdruck. Welch ein Anblick für
die Krieger! Die Österreicher, gleichsam aus der Erde hervorgestiegen, mitten
unter den Fahnen der Preußen, im Heiligthume ihres Lagers! Viele Hun-
derte wurden in ihren Zelten erwürgt, noch ehe sie die Augen öffnen konnten;
Andere liefen halbnackt zu ihren Waffen. Die wenigsten konnten sich ihrer
eigenen bemächtigen; ein Jeder ergriff das Gewehr, das ihm zuerst in die
Hände fiel und floh damit in Reih und Glied. Das Kriegsgeschrei verbreitete
sich wie ein Lauffeuer durch's ganze preußische Lager; Alles stürzte aus den
Zelten, und in einigen Minuten, trotz der unaussprechlichen Verwirrung, stand
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
413
feer größte Theil feer Infanterie und Kavallerie in Schlachtordnung. Der
anbrechende Tag diente nicht, feie Verwirrung zu vermindern; denn ein dicker
Nebel lag auf feen streitenfeen Heeren. — Das Dorf Hochkirch stand in Flam-
men und wurde dennoch von den Preußen auf's Tapferste vertheidigt. Der
Sieg schien von dem Besitze desielben abzuhängen, daher Daun immer frische
Truppen zum Angriffe anrücken ließ. Nur 600 Preußen waren hier zu be-
siegen, die, nachdem sie kein Pulver mehr hatten, den kühnen Versuch machten,
sich durch die große Menge Feinde durchzuschlagen. Ein kleiner Theil war
so glücklich, es zu bewirken; das Loos aller übrigen aber war Tod, Ver-
wundung oder Gefangenschaft. Nun rückten ganze Regimenter Preußen an
und schlugen den Feind wieder aus dem Dorfe. Hier war sodann der Haupt-
platz des blutigsten Kampfes. Eine Kanonenkugel nahm dem Prinzen Franz
von Braunschweig den Kopf weg; der Feldmarschall Keith bekam einen Schuß
in die Brust, stürzte zu Boden und gab ohne einen Laut seinen Heldengeist
auf; auch der Feldmarschall Fürst Moritz von Desiau wurde tödtlich verwun-
det. Die Preußen von vorn und im Rücken angegriffen, mußten weichen und
feie österreichische Cavallerie hieb nun mit Vortheil in die tapfersten Regimen-
ter des preußischen Fußvolks ein. Der König führte in Person frische Trup-
pen gegen den Feind an, der abermals zurückgeschlagen wurde. Die öster-
reichische Reiterei vernichtete wieder die Vortheile der Preußen. Der Nebel
zog sich endlich und beide Heere übersahen nunmehr den mit Leichen besäeten
Wahlplatz und die allenthalben herrschende Unordnung. Man formirte nun
von beiden Seiten neue Schlachtordnungen. Als aber der König feindliche
Truppen vorn und im Rücken gewahrte, zog er seine tapferen Schaaren mitten
unter diesem Mordgetümmel zusammen, und machte nach einem fünfstündigen,
verzweifelten Gefechte einen Rückzug, dem nichts als ein zweitausendjähriges
Alter fehlt, um von allen Zungen gepriesen zu werden. Die österreichische
Armee war in zu großer Unordnung, um einen solchen Rückzug zu stören;
überdies hatte Daun auch schon bei Kollin zu erkennen gegeben, sein Grund-
satz sei, daß man einem fliehenden Feinde goldne Brücken bauen müsse.
Der Marsch Friedrich's ging nicht weit. Nur eine halbe Meile vom Wahl-
platze, auf den sogenannten Spitzbergen, lagerte er sich mit seinen Truppen,
die den größten Theil ihrer Artillerie und Bagage (spr. Bagahsche) verloren,
feen kurzen Rock in der rauhen Jahreszeit zur Decke und den Himmel zum
Zelte hatten. Es fehlte ihnen sogar an Pulver und Kugeln, diesem größten
Bedürfnisse^ der europäischen Heere. Ein neues Treffen in dieser Lage hätte
die alten Schlachten erneuert, wo Mann gegen Mann focht und Jeder sich
auf seine Faust verließ. Die Stellung des Königs war indessen so Vortheil-
haft, die Mittel, allen Gefahren Trotz zu bieten, waren bei ihm so mannig-
faltig, und seine Truppen, selbst in ihrem geschlagenen Zustande, noch so
furchtbar, daß Daun keinen neuen Angriff wagen wollte. Die preußische
Armee verlor an diesem unglücklichen Tage, nebst dem Gepäcke, über 100 Ka-
nonen und 9000 Mann, die Österreicher 8000 Mann.
Der König hatte sich in's stärkste Feuer gewagt; ein Pferd wurde ihm
unterm Serbe erschossen, und 2 Pagen (spr. Pahschen) stürzten todt an seiner
Serte nieder. Er war in Gefahr, gefangen zu werden. Schon hatten ihn die
Feinde bei dem Dorfe Hochkirch umringt; er entkam aber durch die Tapfer-
keit der ihn begleitenden Husaren. Allenthalben gegenwärtig, wo der Kampf
am blutigsten war, schien er sein Leben für nichts zu achten. Nie zeigten sich
sein Geist und femc großen Fähigkeiten in einem so glänzenden Lichte, wie
rn dieser Nacht, die, anstatt seinen Ruhm zu schwächen, ihn vielmehr außer-
ordentlich erhöhte.
Archenholz.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Franz
von_Braunschweig Franz Keith Moritz_von_Desiau
417
mit geringer Mithe erstürmt und der Fall von Schönefeld durch Langeron
erzwungen, die Eroberung von Probsthaide, obwohl nach langem, schwanken-
dem Kampfe, endlich erreicht. Bei alledem wußte Napoleon, noch immer die
Lücken auszufüllen, die Nachtheile auszugleichen: noch war feine Linie nirgend
durchbrochen, er nirgend im Rücken genommen. Die Kräfte der Verbündeten
erschöpften sich nach und nach, und es schien den Franzosen ein erträglicher
Rückzug noch immer möglich. Aber er wurde schwer durch den Mangel an
freien Colonnenwegen, da alle, die nach der westlichen Vorstadt Leipzig's und
weiter auf dem Engpaß nach Lindenau führen, mit fliehendem Gepäck und
Truppen in großer Verwirrung bedeckt, und keine Brücken über die Pleiße
für solchen Fall geschlagen, auch sonst keine Vorkehrungen getroffen worden
waren. Nur Leipzig selbst war kurze Zeit vorher einigermaßen gegen einen
ersten Anlauf gesichert, die Gartenmauern der Vorstädte und ähnliche Gegen-
stände zu einer Vertheidigung eingerichtet. Nun wurden Poniatowski und
Macdonald bestimmt, hier den Rückzug zu decken, der beim Anbruch des Tages
am 19. Oktober statt fand. Kaum bemerkten die Verbündeten, daß die Stel-
lungen der Franzosen verlassen waren: so trafen sie Anstalten, in Leipzig
von allen Seiten einzudringen. Die Preußen warfen sich in die grimmaische
Vorstadt; aber hartnäckig war der Kampf am Steinwege; die französischen
Truppen hielten ihn fest, und nur erst, als es gelang, durch mehre auf'? Feld
führende Gärten zu dringen, konnten sich die Preußen im grimmaischen Thore
behaupten. Eben so standhaft wurde das Thor nach Schönefeld lange ver-
theidigt. Russische Jäger erstürmten endlich das Gerberthor, was Blücher am
Tage vorher vergeblich unternehmen ließ. Er hatte sich auf die Anhöhen
von Möckern und Eutritzsch gezogen und Pork's Corps nach der Saale ent-
sendet, um den zu erwartenden Rückzug der Franzosen in der Flanke zu be-
unruhigen. Ein anschauliche? Bild von der gräuelvollen Verwirrung diese?
Rückzug? durch die Stadt und ihre nächsten Umgebungen zu entwerfen, würde
die Grenzen der Möglichkeit übersteigen. Mit.jeder Minute stieg die Un-
ordnung der Fliehenden, und als durch eine Übereilung die einzige Brücke
über die Elster zu zeitig gesprengt worden war, ging die Flucht in wilde Ver-
zweiflung üher. Kurz vorher hatte Napoleon selbst, nachdem er von dem Könige
von Sachsen u. dessen Familie Abschied genommen, nur mit Mühe u. auf Um-
wegen durch die ranstädter Vorstadt und ihr Thor, jene so wichtige Elster-
brücke gewonnen. Allein 15 bis 20000 M. in geschlossener Ordnung, mehr
als 200 Stück Geschütz und zahlloses Gepäck blieben diesseits und vermehrten
die Trophäen (Siegeszeichen) der Sieger. Zwar versuchten Poniatowski's und
Macdonald's Heldenschaaren über die schmalen Brücken der Pleiße zu ent-
kommen und dann, von Neuem wieder durch die Elster gehemmt, eine Lauf-
brücke im Reichenbach'schen Garten zu schlagen. Aber sie genügte nicht für
die Masse, die sich hinüber drängte. Der größte Theil ertrank in den Fluthen
der Pleiße oder der Elster, in welcher letztern auch Poniatowski den Helden-
tod fand; die meisten Übrigen sanken unter den Streichen ihrer Überwinder.
Nach uird nach erlosch der Widerstand; die badischen Truppen konnten die
innere Stadt nicht mehr halten und die verbündeten Monarchen zogen an der
Spitze ihrer Krieger ein. — Den Verlust der Franzosen an Gefangenen, Todten
und Verwundeten hat man auf 60000 M. geschätzt, darunter 3000 Offiziere;
ferner wurden 300 Kanonen erobert und eine unermeßliche Menge Gepäck
erbeutet. Den Verbündeten..soll die Schlacht bei Leipzig gegen 45000 M. ge-
kostet haben, nämlich 8o00 Österreicher, 21740 Russen, 14950 Preußen und
300 Schweden. An Napoleon'? Niederlage bei Leipzig knüpfte sich eine Reihe
Folgen von welthistorischer Bedeutung und insbesondere für Sachsen an.
Iii.
8?
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Macdonald Napoleon Napoleon
422
liehe 'Verminderung der Streitkräfte abgerechnet, dieser Umstand leicht die
gänzliche Niederlage der Schweden nach sich zielien. Allein Gustav Adolph
hatte die Möglichkeit eines solchen Ereignisses in feine Berechnungen auf-
genommen; er entsendete aus der Mitte, was entbehrlich war, rasch nach
dem bedrohten Punkte, wo Gustav Horn bereits mit den Schweden einen
Haken bildete, wodurch ein Ausrollen oder Umgehen der Linie verhindert
wurde. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich die Überlegenheit der beweg-
lichern, zweckmässiger eingerichteten u. besser geübten schwedischen Ba-
taillone u. ihres geschicktem Feuers, welches in Verbindung mit den leich-
ten , ledernen Kanonen den unbehülflichen kaiserlichen Truppen • äusserst
verderblich wurde. Vergebens stürmten Tilly’s zahlreiche Schaaren gegen
den schwedischen Haken; der Kamps war hartnäckig, entschied aber nichts.
Dagegen gewann Banner auf dem rechten Flügel immer mehr Boden, nahm
die Höhen von Wiederitzsch, u. die kaiserliche Hauptbatterie kam der
Stellung der Kaiserlichen in den Bücken u. trieb ihre sich immer dichter
verwirrenden Massen vor sich her in das Gehölz, welches rechts von Wiede-
ritzsch, gegen die dübener Strasse zu, liegt. Hierdurch wurde es dem schwe-
dischen Mittelpunkte u. linken Flügel leichter, ebenfalls nachzurücken, u.
so wüthete der Kampf bei jenem Gehölz am einbrechenden Abende noch
eine Zeit lang. 6000 Wallonen, in keiner Schlacht besiegt, wollten sich
nicht ergeben, sondern lieber fallen. Tilly selbst ward halb bewusstlos von
seinen Getreuen aus der Schlacht gerettet. Ein schwedischer Rittmeister,
der lange Fritz genannt, hätte ihn beinahe noch aus dem Wege nach Halle
gefangengenommen. Nach Leipzig floh jetzt, was das Schwert der Schweden
verschonte. Vier Stunden hatte die eigentliche Schlacht gewährt; von Tilly’s
Heer, 35 bis 40000 M. stark, waren 800.0 geblieben, 3000 gefangen. Die
Furcht vor seiner Unbesiegbarkeit u. alle Früchte seiner früheren Siege
waren dahin. Dem Protestantismus im nördlichen Deutschland war nun
die Fortdauer gesichert, u. der Weg nach München und Wien geöffnet. Das
schwedische Heer zählte kaum 26000 Streiter, wovon 6-7000 grössten theils
neugeworbene sächsische Kuiegsvölker, unter einem Anführer ohne Erfahrung,
zu Anfange des Gefechtes wichen. Gustav Adolphs Feldherrntalent, die
Gewandtheit, u. der ritterliche Muth seiner Truppen errangen den Sieg
gegen die Übermacht. Die Gestalt des Schlachtfeldes bei Breitenseid hat
sich seitdem im Wesentlichen wenig verändert; eine Menge Hügel, unter
welchen, der Sage der Landsleute nach, die Gebeine der Gebliebenen ruhen,
deuten den Umriss an, u. man kann sich leicht die Baubtbewegungon der
Schlacht vergegenwärtigen. —
Elf Jahre später, am 2. Nov. 1642, schlug bei Leipzig Torsten tön die
kaiserlich-sächsischen Truppen unter dem Erzherzoge Leopold Wilhelm u.
Piccolomini. Beide Theile hatten den ganzen Sommer über in Schlesien
gegen einander gestanden, wurden aber endlich wegen Mangels an Unter-
halt genöthigt, das Land zu räumen. Die Schweden zogen sich nach
Sachsen, um Winterquartiere zu suchen, u. langten am 16. Oct. vor Leipzig
an, welches sogleich belagert wurde. Die kais.-sächs. Truppen waren in
einem Parallelmarsche gefolgt, konnten jedoch erst am 21. Oct. über Wurzen
zum Entsätze Leipzigs anlangen, wo Torstenson bereits einen Sturm gegen
das Schloss unternommen u. eine tüchtige Bresche hatte legen lassen. Als
er bemerkte, dass feine Gegner ihn im Kücken bedrohten, hob er zwar die
Belagerung auf, u. begnügte sich, die Stadt blockirt zu halten, zog aber am
28. Oct. (alten Stils) feine Truppen zum Gerberthore hinaus u. griff die
Kaiserlichen bei Wiederitzsch plötzlich so ungestüm an, dass ihr linker
Flügel trotz aller Anstrengungen ihres Anführers auseinanderstob, u. bald
ihre ganze Linie ausgerollt wurde. In 3 Stunden war das Treffen bei Breiten-
feld entschieden, u. das kaiserliche Geschütz u. Gepäck erobert. Die Be-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Gustav_Horn Gustav Tilly Fritz Gustav_Adolphs_Feldherrntalent Gustav Leopold_Wilhelm_u.
Piccolomini Leopold Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Leipzig Schweden Deutschland Wien Breitenseid Sachsen Leipzigs
424
an u. schlugen den Feind wieder aus dem Dorfe. Hier war sodann der Haupt-
platz des blutigsten Kampfes. Eine Kanonenkugel nahm dem Prinzen Franz
von Braunschweig den Kopf weg; der Feldinarschall Keith bekam einen Schutz
in die Brust, stürzte zu Boden u. gab ohne einen Laut seinen Heldengeist auf;
auch der Feldmarschall Für^l Moritz von Dessau wurde tödtlich verwundet.
Die Preußen von vorn u. im Rücken angegriffen, mußten Weichen, u. die öster-
reichische Cavalleric hieb nun mit Vortheil in die tapfer:: Regimenter des preu-
ßischen Fußvolks ein. Der König führte in Person frische Truppen gegen den
Feind an, der abermals zurückgeschlagen wurde. Die österreichische Reiterei
vernichtete wieder die Vortheile der Preußen. Der Nebel verzog sich endlich,
u. beide Heere übersahen nunmehr den mit Leichen besäetcn Wahlplatz u. die
allenthalben herrschende Unordnung. Man formirte nun von beiden Seiten
neue Schlachtordnungen. Als aber der König feindliche Truppen vorn u. im
Rücken gewahrte, zog er seine tapferen Schaaren mitten unter diesem Mord
getümmel zusammen, u. machte nach einem fünfstündigen, verzweifelten Gefechte
einen Rückzug, dem nichts als ein zweitausenjähriges Alter fehlt, um von allen
Zungen gepriesen zu werden. Die österreichische Armee war in zu großer Un-
ordnung, um einen solchen Rückzug zu stören: überdies hatte Daun auch schon
bei Kollin zu erkennen gegeben, sein Grundsatz sei, daß man einem fliehenden
Feinde goldene Brücken bauen müsse.
Der Marsch Friedrichs ging nicht weit. Nur eine halbe Meile vom Wahl-
platze, auf den sogenannten Spitzbergen, lagerte er sich mit seinen Truppen,
die den größten Theil ihrer Artillerie u. Bagage (spr. Bagahsche) verloren,
den kurzen Rock in der rauhen Jahreszeit zur Decke u. den Himmel zum Zelte
hatten. Es fehlte ihnen sogar an Pulver u. Kugeln, diesem größten Bedürfnisse
der europäischen Heere. Ein neues Treffen in dieser Lage hätte die alten Schlachten
erneuert, wo Mann gegen Mann focht u. Jeder sich auf seine Faust verließ.
Die Stellung des Königs war indessen so Vortheilhaft, die Mittel, allen Ge-
fahren Trotz zu bieten, waren bei ihm so mannigfaltig, u. seine Truppen, selbst
in ihren: geschlagenen Zustande, noch so furchtbar, daß Dann keinen neuen
Angriff wagen wollte. Die preußische Armee verlor an diesem unglücklichen Tage
nebst Gepäcke über 100 Kanonen, u. 9000 Mann, die Österreicher 8000 Mann.
Der König hattte sich in's stärkste Feuer gewagt: ein Pferd wurde ihm
unterm Leibe erschossen, und 2 Pagen (spr. Pahschen) stürzten todt an seiner
Seite nieder. Er tvar in Gefahr, gefangen zu werden. Schon hatten ihn die
Feinde bei dem Dorfe Hochkirch umringt: er entkam aber durch die Tapferkeit
der ihn begleitenden Husaren. Allenthalben gegenwärtig, wo der Kampf am
blutigsten lvar, schien er sein Leben für nichts zu achte,:. Nie zeigten sich sein
Geist ::. seine großen Fähigkeiten in einen: so glänzenden Lichte, wie in dieser
Nacht, die, anstatt seinen Ruhn: zu schwächen, ihn vielmehr außerordentlich
erhöhte. Archenholz.
38. (42.) Die Völkerschlacht bei Leipzig, vom 16. bis 19. October 1813.
Sie war folgenreich, ausgezeichnet überhaupt durch ihre Ausdehnung. durch
die Masse der Streitkräfte u. durch die Dauer des Kampfes. Die verbündeten
Mächte hatten für den Feldzug 1813 den Plan entworfen, auf beiden Flanken
Napoleons zu operiren u. sich in seinem Rücken zu vereinigen. Dahin waren
die Bewegungen der schlesischen Armee unter Blücher, der Nordarmee unter
dem Kronprinzen Karl Johann von Schweden an der Niederelbe und der gr.
Armee unter Schwarzenberg an der Oberelbe gerichtet. Die U»:stände bestimmten
endlich die Gegend von Leipzig, wo man sich die Hände bieten u. Napoleon von
der Saale abschneiden konnte. Man darf annehmen, daß Napoleon diese Absicht
wohl erkannte, aber auch durch frühere Erfahrungen sich berechtigt glauben
nwchte, sie zu vereiteln, soviel drohender auch die Gefahr jetzt für ihn erschien.
Ein schneller Marsch zwischen der Mulde u. Elbe, ein rascher Übergang über
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington]]
Extrahierte Personennamen: Franz
von_Braunschweig Franz Keith Moritz_von_Dessau Friedrichs Napoleons Karl_Johann_von_Schweden Karl Johann Schwarzenberg Napoleon Napoleon